Impulse von Felix Behm

Bildung in der Krise: Oberster Schülersprecher fordert radikale Reformen

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Bildung in der Krise: Oberster Schülersprecher fordert radikale Reformen

In einem exklusiven Interview mit Generation Z Talk spricht Felix Behm mit Fabian Schön, Generalsekretär der Bundesschülerkonferenz, ausführlich und unverblümt über die tiefgreifenden Missstände im deutschen Bildungssystem. Als oberster Vertreter von 8,5 Millionen Schülerinnen und Schülern kämpft Schön dafür, dass Bildung endlich die politische Priorität erhält, die sie verdient. Seine Kritik ist scharf und präzise: Die deutsche Bildungspolitik sei ein Flickenteppich ohne klare Struktur und einheitliche Strategie. Während über Handyverbote an Schulen diskutiert wird, bleiben die wirklichen Probleme ungelöst.

„Bildung hat momentan überhaupt keine Priorität. Schulen sind seit Jahrzehnten im Sanierungsstau. Es fehlen immer wieder Gelder für alles Mögliche, wobei immer bei Schulen und Schülerinnen und Schülern gespart wird. Am Ende ist diese junge Generation die Zukunft des Landes. Wer da nicht investiert, denkt zu kurz.“ – Fabian Schön

Ein Sanierungsstau, der 55 Milliarden Euro kostet

Seit Jahrzehnten leiden deutsche Schulen unter einem massiven Sanierungsstau, der nicht mehr zu ignorieren ist. Laut Schätzungen fehlen rund 55 Milliarden Euro, um Schulen allein auf einen funktionierenden Standard zu bringen. Diese Summe deckt lediglich die dringend notwendigen Reparaturen ab, ohne dass ein einziger Cent in moderne Infrastruktur oder zukunftsfähige Lernumgebungen investiert wird. Für Schön ist klar: Ein Bildungssystem, das seine Schulen in einem derart schlechten Zustand belässt, ist langfristig zum Scheitern verurteilt.

Schulen müssen Orte sein, an denen Schüler gerne lernen und sich wohlfühlen. Doch oft herrschen katastrophale Bedingungen: undichte Dächer, kaputte Toiletten, marode Sporthallen und feuchte Klassenräume gehören vielerorts zum Alltag. Besonders betroffen sind sozial schwächere Regionen, in denen es kaum Investitionen gibt. Dazu kommt eine völlig veraltete digitale Infrastruktur, die moderne Unterrichtsmethoden nahezu unmöglich macht.

„Wenn wir nicht endlich in die Sanierung unserer Schulen investieren, riskieren wir, eine ganze Generation zu verlieren.“ – Fabian Schön

Lehrkräfte-Mangel und veraltete Inhalte

Doch der Zustand der Schulgebäude ist nur ein Teil des Problems. Es herrscht auch ein gravierender Mangel an qualifizierten Lehrkräften. Der Unterrichtsausfall nimmt stetig zu, während immer mehr Schüler in überfüllten Klassen sitzen. Schön fordert daher eine umfassende Lehrkräfte-Bildungsoffensive, die nicht nur mehr Lehrerinnen und Lehrer hervorbringt, sondern sie auch besser auf die Herausforderungen der modernen Bildung vorbereitet.

„Wir brauchen unbedingt eine Lehrkräfte-Bildungsoffensive. Lehrkräfte müssen schon im Studium lernen, wie Schule tatsächlich stattfindet. Es kann nicht sein, dass heutige Lehramtsstudenten kaum etwas über digitalen Unterricht lernen.“ – Fabian Schön

Die Inhalte, die Schülern vermittelt werden, sind oft veraltet und nicht an die Bedürfnisse der heutigen Gesellschaft angepasst. Wichtige Themen wie Steuererklärungen, digitale Kompetenz, wirtschaftliche Bildung und sogar mentale Gesundheit werden ignoriert. Stattdessen liegt der Fokus weiterhin auf Gedichtinterpretationen und Inhalten, die kaum auf das reale Leben vorbereiten.

Das Problem des uneinheitlichen Bildungssystems

Ein weiteres großes Problem ist das föderale Bildungssystem. „Die Postleitzahl entscheidet über den Grad der Bildung“, betont Schön und verweist darauf, dass Schüler aus verschiedenen Bundesländern unterschiedliche Bildungschancen haben, ohne dass sie selbst etwas dafür können.

Schön fordert deshalb dringend einheitliche Abschlüsse und Lehrpläne, um mehr Chancengleichheit herzustellen. Eine mögliche Lösung sieht er in einer längeren Grundschulzeit, damit Kinder mehr Zeit haben, ihre Stärken und Interessen zu entwickeln, bevor sie auf unterschiedliche Schulformen aufgeteilt werden. Zusätzlich spricht er sich für mehr Autonomie für Schulen aus, wie es bereits erfolgreich in Hamburg umgesetzt wird.

„Wir brauchen endlich einheitliche Bildungsstandards, die jedem Schüler unabhängig von seinem Wohnort gleiche Chancen ermöglichen.“ – Fabian Schön

Mentale Gesundheit – Ein unbeachtetes Problem

Neben infrastrukturellen und inhaltlichen Defiziten geht Schön auch auf die mentale Gesundheit von Jugendlichen ein. Die Zahlen sind alarmierend: Jeder vierte bis fünfte Schüler fühlt sich im Schulsystem überfordert und von der Politik im Stich gelassen. In einer Welt voller Krisen – vom Klimawandel über geopolitische Konflikte bis hin zu wirtschaftlichen Unsicherheiten – fehlt es jungen Menschen an Orientierung und Unterstützung.

„Wir müssen dringend Schulen zu angenehmen Lebens- und Lernorten machen. Jeder vierte bis fünfte Schüler sagt über sich selbst, dass die Situation negativ auf ihn wirkt. Da müssen wir etwas ändern.“ – Fabian Schön

Die Bundesschülerkonferenz plant eine Kampagne, die sich dem Thema widmen wird. Ziel ist es, mehr Bewusstsein für die mentale Gesundheit zu schaffen und langfristige Lösungen in Schulen zu verankern. Auch der Ausbau von Schulsozialarbeit und mehr Präventionsmaßnahmen sind dringend erforderlich.

Digitalisierung – Chance oder Gefahr?

Die Digitalisierung wird in Deutschland immer wieder kritisch betrachtet. Doch Schön sieht in ihr vor allem eine Chance. Statt über Handy- und Social-Media-Verbote zu diskutieren, müsse es darum gehen, jungen Menschen den sinnvollen Umgang mit digitalen Medien beizubringen. Er kritisiert, dass es in Deutschland kaum Initiativen zur Medienkompetenz gibt, während Länder wie Finnland und Dänemark längst bewiesen haben, wie wichtig eine gute digitale Ausstattung in Schulen ist.

„Wir diskutieren ständig über Verbote, aber niemand bringt den Schülern bei, wie sie digitale Medien sinnvoll nutzen können. In Skandinavien funktioniert das hervorragend. Davon können wir viel lernen.“ – Fabian Schön

Was wir aus dem Interview lernen können: Ein Aufruf zum Handeln

Die Forderungen von Fabian Schön sind eindeutig: Mehr Investitionen in die Bildung, einheitliche Standards, moderne Lehrinhalte und eine umfassendere Unterstützung der mentalen Gesundheit von Jugendlichen. Wenn die Politik nicht bald handelt, riskiert sie, eine ganze Generation im Stich zu lassen.

Was denkt ihr über die Forderungen von Fabian Schön? Diskutiert mit uns in den Kommentaren!

Das Interview auf YouTube zum nachschauen gibt es hier:

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Mehr Infos über Fabian und die Bundesschülerkonferenz findest du hier:

Über den Autor Felix Behm

Speaker Generation Z

Felix Behm ist Keynote Speaker und führender Experte zum Thema Generation Z.

Er ist Autor der Bücher „Generation Z – Ganz anders als gedacht“ und „Generation Z begeistern und binden„.