Definition, Beispiele, Quiz und Wörterbuch – für eine bessere Kommunikation
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Haben Sie früher auch mal ferngeschimmelt oder napgeflixt? Oder haben Sie damit gewartet bis sie tinderjährig waren? Hä? Sie mussten die zwei Fragen zweimal lesen und verstehen immer noch Bahnhof? Dann gehören Sie vermutlich nicht zur Generation Z. Denn das ist die Jugendsprache heutzutage.
Aber keine Sorge. Lassen Sie mich ein wenig Licht ins dunkle bringen.
Jugendsprache finden wir meist verbal, selten auch schriftlich, wie beispielsweise in der Werbung. Und sie gab es immer schon. Egal ob Sie aus der Generation Babyboomer, X oder Y sind. Wir hatten alle unsere speziellen Ausdrücke damals. Und einige haben es sogar bis ins Erwachsenenalter geschafft.
Durch die enormen Einflüsse von digitalen Medien, der englischen Sprache und neuen Technologien ist diese Sprache spätestens seit der Generation Z aber auf ein neues Niveau angestiegen. Bis 2007 gab es noch nicht mal ein iPhone, kaum brauchbare Apps und Handys mit kleinem Bildschirm und Tastatur. Bis dahin erfolgte der Einfluss für sprachliche Neukreationen unter Jugendlichen ausschließlich über das Fernsehen und wenige andere Quellen wie der eigenen Kreativität oder als Abwandlungen aus verschiedenen Dialekten.
Inzwischen ist die Welt vernetzt und bereits Kinder mehrere Stunden am Tag mit dem Smartphone online. Einflüsse aus aller Welt erreichen uns mit nur einem Klick. Trends sind mit dem bloßen Öffnen einer App sofort abrufbar. Idole und Vorbilder sagen uns täglich, was In ist.
Die Welt hat sich verändert. Und sie tut es immer noch. Täglich mit durchschnittlich sechs Stunden Smartphone-Nutzung bei jungen Menschen. Da sprechen wir plötzlich nicht mehr von Stars und Idolen, die erst durch die Presse als erfolgreich definiert werden müssen. Nein, wir sprechen von Influencern, deren Erfolg sich ganz ohne TV oder Radio lediglich anhand der Anzahl ihrer Follower bei Instagram oder TikTok misst.
Und bereits hier entstehen schon die ersten Missverständnisse, bevor wir überhaupt über sprachliche Einflüsse sprechen. Influencer… Da spreche ich vor kurzem mit einem älteren Herrn und er sagt zur mir: „Influencer? Das ist doch diese Grippe?“ „Ach Sie meinen INFLUENZA. Guter Mann, nein wir sprechen von den Stars auf Instagramm und TikTok“. Als er dann fragte „was ist TikTok“ wusste ich: wir müssen ganz von vorne beginnen.
Entsprechend einer Art „Sprachfaulheit“ finden wir Unterhaltungen unter Jugendlichen, bei denen diverse Artikel und andere Satzelemente fehlen. Mit „Opfer, Fenster!“ ist dann gemeint „Mach das Fenster zu, du …“. Wie auch immer Sie das jetzt übersetzen mögen, es ist sicher eine der weniger wertschätzenden Unterhaltungsformen und je nach Ausprägung auch abhängig vom Bildungsstand und sozialen Hintergrund.
So hört sich die Unterhaltung junger Menschen in Ballungsgebieten einer Großstadt (die auch offline komplett andere Einflüsse genießt) anders an als in einem Dorf im Schwarzwald.
Jugendliche experimentieren gerne mit Sprache und nutzen sie kreativ. Um Gefühlslagen auszudrücken nutzen sie besonders häufig Wörter, die sie von der Sprache ihrer Eltern abgrenzen und unterscheiden. Denn es ist ihre Welt, und die ist cooler als die der Erwachsenen. Da findet man etwas besser „abgespaced“ als außergewöhnlich oder „chillig“ als entspannt und der Lehrer wird „gedisst“, statt nur gehänselt. Letzteres klingt auch einfach komisch, nicht wahr?
Sie sehen aber auch an diesen Beispielen: Die englische Sprache – übrigens häufig der Rap – hat inzwischen enorme Einflüsse auf die Jugendsprache genommen.
Aber ich hatte Ihnen ja versprochen auf einige Jugendwörter einzugehen beziehungsweise Ihnen die Bedeutung näher zu bringen. Lesen Sie dazu mehr im nächsten Abschnitt.
Kurz und knapp: Alt genug für Tinder.
Früher haben Sie vielleicht Ihren Partner oder Partnerin auf einem Tanzabend kennen gelernt. Heute würden Sie das per Tinder, genauer gesagt per RÜCKHOLBUTTON tun. Sollten Sie in ein Gespräch verwickelt sein, in dem Ihnen ein Z-ler erklärt seine Freundin über diesen Button bekommen zu haben, könnte man das so erklären, wie es mir kürzlich ein Jugendlicher näher brachte: „Ich habe sie zu schnell weggewischt auf Tinder. Aber dank des Rückholbuttons konnte ich sie wieder zurückwischen und dann anschreiben. So haben wir uns kennengelernt“. Alles klar? Gut. Weiter geht es mit dem nächsten Wort:
Sie erkennen es vielleicht schon. Da steckt Netflix und Nappen drin, also ein Nickerchen machen während man auf Netflix etwas laufen lässt. Auch diese Begrifflichkeit scheint einfach. Zeit für das nächste Wort:
Das Wort Fernschimmeln bedeutet in der Jugendsprache, dass man nicht im gewohnten, sondern an einem fremden Platz chillt. Hoffentlich tut man das nicht zu lange, um dann nicht zu VER-schimmeln. Aber gut. Zwei habe ich noch für Sie.
Kennen Sie die Menschen in Urlauben, die immer mit Selfie-Stick rumlaufen? Diese Dinger nennen Jugendliche liebevoll Vollpfosten-Antenne. Offenbar gehöre auch ich zu diesen Menschen und war ganz erleichtert, als ich nun auch diesen netten Begriff mit meiner Fotografiererei an Selfie-Sticks verbinden konnte. Last but not least. Ein letzter, schöner Begriff:
Bedeutet so viel wie: Boss, Anführer. Achtung: Ist leicht zu verwechseln mit Bimbo, was aber das Gegenteil bedeutet.
„Mit jemandem gehen“ mag Ihnen vielleicht bekannter vorkommen und trifft noch am ehesten die Bedeutung des Jugendwort „smash“. In der Regel wird es als Verb verwendet, wenn man mit jemandem „etwas anfängt“ oder jemanden „abschleppt“.
Das Wort kek ist eher abwertend. Es bedeutet „Verlierertyp“ oder „Möchtegern“. Es wird gerne in der Rapszene, beispielsweise von Bushido oder Fler benutzt.
Das Jugendwort Digga, manchmal auch Dicker oder Digger geschrieben, ist inzwischen seit vielen Jahren deutschlandweit verbreitet und kommt ursprünglich aus der Hamburger Jugend- und Umgangssprache. Dicker ist keinesfalls abwertend gemeint und bezeichnet einen Freund oder Kumpel.
Sie sehen, man muss schon ganz schön aufpassen, wenn man sich mit einer „neuen“ Sprache auseinandersetzen will. Und es gibt natürlich noch ganz viele andere Wörter, von denen Ihnen sicher einiger geläufiger sind. „Dicker“ oder „Alter“ hören wir an jeder Ecke auch heute noch.
Egal welches Wort es ist: versuchen Sie nicht in der gleichen Sprache der Generation Z zu kommunizieren, wenn Sie einer anderen Generation zugehörig sind. Es wirkt nicht besonders authentisch, wenn Sie als Führungskraft plötzlich Ihren Azubi ansprechen mit den Worten: „Dicker, Bock heute Abend bei nem Bier fernzuschimmeln?“ Sie würden sich eher unbeliebt machen.
Interessant ist nun noch, wie eine Kommunikation unter Gleichaltrigen in ein paar Jahren aussehen könnte, wenn diese mal erwachsen sind. Sagen wir zum Beispiel auf einer Hochzeit, auf der Brautpaar, Pfarrer und alle Gäste mindestens der Generation Z, vielleicht sogar schon der Generation Alpha (das sind die Nachfolger von Z) angehören. Ich habe das mal durchgespielt und könnte mir die Traurede des Pfarrers so vorstellen:
„Lieber Jerome-Pascal: Möchtest du die hier anwesende, Chantal, zu deinem Best friend forever nehmen? Mit ihr zusammen napflixen und fernschimmeln? Sie loven und ehren, ein Leben mit ihr sharen, in GZ und SZ? – so ehemäßig? Dann gib mir jetzt ein Like!“
HÄ? Also ich muss ganz ehrlich sagen: Ich wäre da ein bisschen „lost“. Verloren als Fremdsprachler… Zeit also sich mehr mit jungen Menschen auszutauschen und zu lernen.
Man könnte an dieser Stelle eine bildungspolitische Kontroverse führen. Manche bezeichnen die heutige Jugendsprache als Fäkalsprache, andere bescheinigen der Jugend eine zu große Nachlässigkeit oder sprechen sogar von einer analphabetischen Generation.
Ich denke man muss hier vor allem über zwei Dinge nachdenken. Zum einen, dass pubertierende Jugendliche in einer Phase sind, in der sie sich um jeden Preis von den anderen Generationen unterscheiden möchten. Das ändert sich mit 22 oder 23 Jahren aber wieder mit dem Einstieg ins Berufsleben und dem Abschluss der Ausbildung oder Studium. Zum anderen sollten wir auch Unterschiede treffen, wo wir Jugendsprache hören. An Brennpunktschulen sicher in einer „abstrakteren“ Form als an Eliteschulen. Nach meinem Ermessen und dem Besuch vieler sehr unterschiedlicher Schulen in Funktion als Job-Orientierungs-Coach hält sich das alles aber in Grenzen.
Wie zu Beginn erwähnt gab es Jugendsprache schon immer, also auch in den Generationen Babyboomer, X und Y, die aktuell alle gemeinsam mit Z in der Arbeitswelt wiederzufinden sind.
Haben Sie Lust auf einen kleinen Test? Erkennen Sie anhand der folgenden Sätze, welcher Generation die Jugendsprache zuzuordnen ist? Sie haben die Auswahl aus B, X, Y und Z. Die Auflösung finden Sie am Ende der Seite.
Los geht’s!
Unterhaltung 1:
Letztens hab ich eine in der Disco aufgerissen. Die Mucke war aber auch echt gut. Da konnte man voll gut abhängen. Naja, und wie ich da so hacke und voll breit war, viel mir das auch leicht. Seitdem gehen wir miteinander
Unterhaltung 2:
Hilfe. Ich bin lost. Du findest das stabil? Ich eher cray. Fernschimmeln und Napflixen ist nichts für mich. Und das meine ich jetzt no front. Ich geb dir meinen Probs, ganz ehrlich. Du bist ein Ehrenmann, überhaupt nicht kek ja sogar ein Gönjamin. Aber du kannst es dir halt auch leisten. Nur bei deinem Freund find ich das echt cringe. Denkt er er wär der Babo?
Unterhaltung 3:
Lust ein bisschen schwofen zu gehen? Mal wieder so ne richtig große Fete organisieren? Aber bitte ohne diese Gammler, die letztes mal dabei waren. Die sind immer erst flippig, gehen dann steil und am Ende poofen sie. Das ist alles andere als bombastisch.
Unterhaltung 4:
Ob ich das gut finde, was du machst? Mir ist das knorke, ich will einfach nur ne fette Zeit feiern, bisschen daddeln, hartzen und dann sagen: das war der beste Urlaub ever. LOL. YOLO – genieß dein Leben doch einfach. Und so n Fail gehört eben auch dazu. Aber egal was passiert. Du bleibst mein BF, HDGDL!
Ich hoffe auch Sie sind jetzt einen Schritt näher dran, junge Menschen wirklich zu verstehen und auf ihre Bedürfnisse eingehen zu können. Wenn nicht? Lassen Sie sich von meinen anderen Beiträgen oder einem meiner Live-Vorträge inspirieren.
Ein kurzer Umriss in meinem Podcast „Generation-Z-Talk“: Was ist Jugendsprache – Folge 56
Hier geht’s zur Folge:
Bestimmt kennen Sie Sendung Tatort oder schauen sie vielleicht regelmäßig. Aber wie würde der Tatort aussehen, wenn die Kommissare aus der Generation Y und Z kämen?
Eine humorvolle Zusammenstellung von „Late Night Berlin“, unter anderem mit der Schauspielerin Palina Rojinski.
Hier erfahren Sie, welche Unterhaltungen aus dem Quiz zu welcher Generation gehört + die Bedeutung (Wörterbuch) der einzelnen Jugendwörter:
Unterhaltung 1 = Generation X
Aufreißen/anbaggern – flirten
Mucke – Musik
Abhängen – chillen
Hacke und voll breit – betrunken
Miteinander gehen – eine Beziehung führen
Unterhaltung 2 = Generation Z
lost – verwirrt, verloren, komisch
stabil – cool, in Ordnung
cray – kurzvorm von crazy, verrückt
No front – Erklärung, dass etwas nicht verletzend oder beleidigend gemeint ist
Probs – Respekt
Ehrenmann/Ehrenfrau – Gentleman/Lady der jemand etwas Besonderes tut
kek – Verlierertyp oder Möchtegern
Gönjamin – jemand, der sich Luxus gönnt
cringe – Ausdruck, um zu zeigen, dass man sich fremdschämt
Unterhaltung 3 = Generation B
schwofen = tanzen
Fete = Party
Gammler = Hippie
flippig = locker, flott
steil = cool
poofen = schlafen
bombastisch = klasse, toll
Unterhaltung 4 = Generation Y
knorke = cool, geil
gruscheln = Kombination aus „grüßen“ und „kuscheln“; geprägt durch die Online-Plattform Studi.vz
daddeln = Compuerspiele spielen
hartzen = nichts machen, rumhängen
ever = jemals
LOL = laughing out loud
Yolo = you only live once
Fail = Versagen
BF = best friend
HDGDL = hab dich ganz doll lieb
Sie haben „Bock“ auf noch mehr Jugendwörter? Dann „checken“ Sie die folgenden Links aus.
Jugendwörter nach Generationen sortiert – t-online.de
38 Slang-Begriffe der Generation Z erklärt – Mr Jugendarbeit
Jugendwörter heute und früher – RTL.de
Lassen Sie uns in Kontakt bleiben. Ich freue mich, wenn wir uns bei einem meiner öffentlichen Vorträge kennen lernen oder Sie noch mehr über die Generation Z aus meinem Buch erfahren möchten.