Zwischen Protest und Partizipation – was die Gen Z von der Politik erwartet
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Die Generation Z ist alles andere als unpolitisch. Vielmehr zeigt sie ein starkes Interesse an gesellschaftlichen und politischen Themen – allerdings auf eine andere Weise als frühere Generationen. Während klassische Parteipolitik für viele wenig attraktiv erscheint, engagieren sich junge Menschen verstärkt in sozialen Bewegungen und themenspezifischen Initiativen.
Besonders Klimaschutz, soziale Gerechtigkeit, Gleichberechtigung und Digitalisierung stehen dabei im Fokus. Dennoch wächst die Frustration über das politische System, das oft als langsam, unnahbar oder nicht ausreichend lösungsorientiert wahrgenommen wird. Viele fühlen sich von den etablierten Parteien nicht repräsentiert oder ernst genommen, was zu einer ablehnenden Haltung gegenüber klassischen politischen Strukturen führt.
Statt sich langfristig in Parteien zu binden, setzt die Gen Z verstärkt auf direkte und kreative Aktionsformen. Bewegungen wie Fridays for Future, Black Lives Matter oder LGBTIQ+-Aktivismus zeigen, dass viele junge Menschen sich für gesellschaftliche Veränderungen einsetzen – aber eben nicht über traditionelle Parteiarbeit, sondern durch Demonstrationen, Petitionen oder digitale Kampagnen. Besonders Social Media spielt eine zentrale Rolle: Plattformen wie TikTok, Instagram oder Twitter werden genutzt, um politische Inhalte zu verbreiten, Diskussionen zu führen und gesellschaftliche Missstände aufzuzeigen. Die Meme-Kultur und virale Trends sind dabei nicht nur Unterhaltungsformen, sondern auch Mittel, um politische Botschaften auf kreative Weise zu vermitteln.
Auch die Wahlbeteiligung junger Menschen hat in den letzten Jahren wieder zugenommen. Allerdings zeigt sich auch eine wachsende Bereitschaft zu Protestwahlen – aus Unzufriedenheit mit dem politischen Status quo werden manchmal bewusst radikalere oder populistische Parteien gewählt. Viele junge Menschen interessieren sich mehr für konkrete Themen als für ideologische Parteipolitik und wünschen sich eine direktere Beteiligung an politischen Entscheidungen. Besonders gefragt sind neue demokratische Formate, wie Bürger:innenräte oder Online-Abstimmungen, die eine schnellere und direktere Mitbestimmung ermöglichen würden.
Die Generation Z engagiert sich intensiv für politische und gesellschaftliche Themen, allerdings auf neuen Wegen. Anstatt sich über Jahre in Parteien oder Gremien einzubringen, bevorzugt sie schnelle, digitale und wirkungsvolle Aktionen. Doch trotz dieses Engagements wächst die Unzufriedenheit darüber, dass ihre Anliegen nicht ausreichend Gehör finden. Viele junge Menschen wünschen sich eine Politik, die mutiger, transparenter und handlungsfähiger ist – und vor allem eine, die ihnen echte Mitbestimmung ermöglicht.
Wir sprechen oft über neue Schulfächer und bessere Möglichkeiten, jungen Menschen ein demokratisches Verständnis zu vermitteln.
Insgesamt zeichnet sich das Demokratieverständnis der Generation Z durch eine pragmatische, partizipative und digital vernetzte Haltung aus, die mehr auf konkrete Themen und Transparenz als auf traditionelle Parteipolitik setzt. Deshalb ist es bereits schon in der Schule wichtig, Wege zu finden, junge Menschen in demokratische Prozess einzubinden.
Genau zu diesem Thema habe ich einen spannenden Gast interviewt.
Mit Gert Mengel, der nicht nur Schulleiter, sondern auch engagierter Influencer für die junge Generation ist, habe ich in meinem Podcast „Generation Z Talk“ darüber gesprochen, ob man Demokratie unterrichten kann. Einen Ausschnitt aus unserem Interview, lesen Sie hier:
Felix Behm: „Die Frage lautet ja jetzt hier eigentlich erstmal warum? Wie kann das sein, dass so so viele junge Menschen die AfD wählen? Und du schreibst in deinem Post dazu, dass wir kein Demokratieproblem haben, sondern ein Kommunikationsproblem. Deswegen wäre meine erste Frage Was meinst du damit?“
Gert Mengel: „Wir haben ein großes Kommunikationsproblem. Das heißt, Kindern und Jugendlichen in Schule so zu begegnen, dass sie Demokratie partizipativ erleben können und wir das auch übermitteln. Und das geht nicht frontal. Demokratie können wir jetzt ganz hoch hängen und an den Wahlen und an Parteien. Und dass die sich auskennen und dass sie wissen, wer Bundeskanzler ist und Parteiprogramm. Wir können es aber auch niederschwelliger machen, indem wir den Kindern ermöglichen. Und darum geht es in Schule lernen ermöglichen, Demokratie zu lernen. Zum Beispiel, dass ihre Meinung zählt und dass ihre Mehrheitsmeinung auch ein Widerhall in der Schulentwicklung findet. Und das sind ganz einfache Dinge, ich sage mal von Gestaltung des Klassenraumes bis hin zu Entscheidungen, die die ganze Schule betreffen. Wo würden wir uns lösen müssen, ist so ein Demokratiebegriff. Welche Parteien gibt es? Wofür stehen die? Das gehört mit dazu. Das sind aber die nächsten Schritte. Jetzt machen wir noch am besten noch so ein Unterrichtsfach Demokratiekunde. Das ist nicht die Lösung. Wir müssen Demokratie täglich leben und sie muss erlebbar sein. Es ist eine Erfahrung, denn der Mensch lernt durch Erfahrungen, durch das Erlebte. Und das verfestigt sich dann auch, wenn du es wiederholst. Eigentlich ganz, ganz einfach.“
Das komplette Gespräch mit Gert Mengel finden Sie hier:
Junge Menschen haben vielfältige Erwartungen an die Politik. Sie wünschen sich eine Politik, die zuhört, mutig handelt und konkrete Veränderungen anstößt – vor allem in den Bereichen Klima, soziale Gerechtigkeit, Bildung und Digitalisierung.
Die nachfolgend genannten Forderungen sind nicht abschließend. Sie decken sich mit Umfragen und eigenen Gesprächen und Interviews junger Menschen aus der Generation Z.
Mehr echte Mitbestimmung & politische Beteiligung
Konsequenter Klimaschutz & Nachhaltigkeit
Bezahlbares Wohnen & faire Arbeitsbedingungen
Reform des Bildungssystems
Soziale Gerechtigkeit & Chancengleichheit
Weniger Bürokratie & mehr digitale Lösungen
Mehr Offenheit & Ehrlichkeit von Politiker*innen
Spezialfolge: GEN Z & POLITIK In dieser Politik-Spezialfolge interviewe ich Jens Teutrine.
Er ist 31 Jahre alt, Bundestagsabgeordneter, Sprecher für Bürgergeld und Pflegepolitik und Vorsitzender der Jungen Gruppe der FDP-Fraktion.
Wir sprechen darüber wie junge Menschen auf die Politik schauen, was sie erwarten und wo sie bisher nicht oder zu wenig beachtet wurden. Es geht um Bildungspolitik und Pflege, um Zukunft und um die Frage, warum immer mehr junge Menschen Deutschland verlassen. Ein sehr interessantes Gespräch, bei dem es sich definitiv lohnt bis zum Ende dran zu bleiben.
Spezialfolge Gen Z & Politik:
In dieser Folge interviewe ich Andreas Knippel. Er ist 25 Jahre alt und engagierte sich bereits seit 2015 in verschiedenen Parteien. Seit 2023 ist er Mitglied bei der SPD und Wahlkampfleiter für den Bundestagskandidaten Michael Neuner im Wahlkreis Wetterau (bei Frankfurt).
Wir sprechen über Andreas politischen Anfänge, was er sich von Politikern wünscht und wo er auch optimistisch in die Zukunft schaut.
Spezialfolge Generation Z & Politik:
In dieser Folge interviewe ich Christian Klinkhardt. Er ist 29 Jahre alt, Verkehrswissenschaftler und Stadtrat in Karlsruhe seit 2024. Für seine Partei Bündnis 90 Die Grünen ist er Fachsprecher für Abfallwirtschaft, Mobilität, Sicherheit und Ordnung sowie Tierschutz und Zoo.
Wir sprechen über notwendige Rahmenbedingungen in der Politik, Medien, die Komplexität Dinge zu bewegen und die Kommunikationsunterschiede der Generationen.
Live-Ticker Bundestagswahl 2025 – Hier finden Sie die aktuellen Ergebnisse der Wahl am 23.02.2025
Ergebnisse:
-Stand 08:00 Uhr, 26.02.2025-
Die Analyse der Bundestagswahl 2025 zeigt, dass sich das Wahlverhalten der Erstwähler stark verändert hat. Hätten ausschließlich Erstwählerinnen und Erstwähler ihre Stimme abgegeben, wäre Die Linke mit 26 % die stärkste Kraft geworden – ein Zuwachs von 18 Prozentpunkten im Vergleich zu 2021. Auch die AfD konnte um 13 Punkte zulegen und erreichte damit 19 %, während FDP und Grüne deutlich an Stimmen verloren, nämlich um 18 beziehungsweise 12 Punkte, sodass sie nur noch 5 % beziehungsweise 11 % erzielten.
Die Untersuchung hebt zudem einen markanten Altersunterschied hervor. Während jüngere Wählerinnen und Wähler vor allem zu Die Linke tendieren, zeigt sich bei den über 60-Jährigen, dass die Union dominiert – gefolgt von der SPD und der AfD. Dieser klare Schnitt zwischen den Generationen wird durch entsprechende Grafiken verdeutlicht. Ein weiterer wichtiger Befund betrifft das Wahlverhalten der Arbeiter: Hier konnte die AfD ihre Position ausbauen und löste die SPD als stärkste Kraft in dieser Gruppe ab. Mit 38 % erreichte die AfD einen Zugewinn von 17 Prozentpunkten, während die SPD um 14 Punkte auf nur 12 % abrutschte. Außerdem zeigt sich, dass die Wähler in dieser Gruppe vermehrt aus Überzeugung ihre Stimme abgeben, was auf eine Abkehr von der Protestwählerrolle der AfD hindeutet.
Hinsichtlich der Problembewertung geben die Befragten an, dass vor allem die Migrationspolitik als Ursache der aktuellen Schwierigkeiten gesehen wird. So werden 54 % der Union die Verantwortung zugeschrieben, was mit der Politik der Vorgängerregierung in der Merkel-Ära in Verbindung gebracht wird. Die SPD und die Grünen werden von 24 % beziehungsweise 20 % als mitverantwortlich angesehen, während die FDP und die AfD nur geringe Anteile erhalten. Trotz eines zunehmenden Bewusstseins für Klima- und Umweltfragen bleiben Migration und wirtschaftliche Herausforderungen die zentralen Themen.
Insgesamt spiegelt die Wahlanalyse einen deutlichen Wandel in den Wählerstrukturen wider, der sowohl durch einen Generationenwechsel als auch durch unterschiedliche Präferenzen in bestimmten Berufsgruppen geprägt ist. Erstwählerinnen und Erstwähler tendieren zunehmend zu linksorientierten Parteien, während die AfD vor allem bei den Arbeitern an Zustimmung gewinnt – ein Trend, der wichtige Rückschlüsse auf die zukünftige politische Landschaft zulässt.
Warum ist die Parte „Die Linke“ so beliebt bei Erstwählern und jungen Menschen?
Diese Gründe sprechen für den starken Wahlerfolg bei jungen Wählern:
Fokus auf soziale Gerechtigkeit:
Junge Menschen sehen sich oft mit Themen wie steigenden Lebenshaltungskosten, unsicherem Arbeitsmarkt, unzureichender Bildung und bezahlbarem Wohnraum konfrontiert. Die Linke setzt sich stark für den sozialen Ausgleich und mehr Chancengleichheit ein, was direkt die Lebensrealität vieler junger Menschen widerspiegelt.
Kritik am neoliberalen System:
Die Partei kritisiert die Strukturen des aktuellen Wirtschaftssystems, das viele als Ursache wachsender Ungleichheit und gesellschaftlicher Spaltung sehen. Gerade junge Wähler, die sich benachteiligt fühlen oder das System als ungerecht empfinden, finden in dieser Kritik einen wichtigen Anknüpfungspunkt.
Progressive Positionen zu gesellschaftlichen Themen:
Themen wie Klimaschutz, Gleichberechtigung und internationale Solidarität stehen im Mittelpunkt des Parteiprogramms. Viele junge Menschen legen großen Wert auf eine nachhaltige und inklusive Zukunft, was die Linke für sie besonders attraktiv macht.
Alternative zu etablierten Parteien:
Junge Wähler empfinden oft, dass die etablierten Parteien traditionelle und wirtschaftsnahe Interessen vertreten. Die Linke bietet eine authentische Alternative, die verspricht, den Interessen derjenigen mehr Gewicht zu verleihen, die sich nicht ausreichend repräsentiert fühlen.
Engagement und direkter Dialog:
Die Partei fördert aktiv den politischen Diskurs und die Beteiligung junger Menschen. Durch den Einsatz in sozialen Medien und die Unterstützung von Jugendorganisationen gelingt es der Linken, direkt mit ihrer Zielgruppe in Kontakt zu treten und deren Anliegen aufzugreifen.
Starke Präsenz in sozialen Medien:
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die ausgeprägte Präsenz der Linken auf Social-Media-Plattformen. Diese Strategie ermöglicht es der Partei, ihre Botschaften schnell und direkt zu verbreiten, junge Menschen zu mobilisieren und in politischen Diskurs einzubinden.
Eine interaktive Grafik und Verteilung der Wahlergebnisse bietet für BW der SWR auf seiner Webseite.
Hier lässt sich das Wahlergebnis zur Bundestagswahl nach Alter, Geschlecht, Bildung, Tätigkeit und finanzieller Lage sortieren.
Im Vergleich auf der rechten Seite habe ich die Ergebnisse der Wähler aus der Generation Z den Ergebnissen der Generation X gegenübergestellt.
Besonders auffällig ist eine starke „Linke“ der jungen Wähler. Die Gründe dafür lesen Sie im vorherigen Artikel auf dieser Webseite.
Quelle und Bildrechte: infratest dimap / swr
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DAWUM: dawum.de präsentiert anschaulich Wahlumfragen zu Bundes- und Landtagswahlen und ermöglichen deren automatische Auswertung. Die Ergebnisse vergleichen wir sowohl mit der vorangegangenen Umfrage als auch mit dem letzten Wahlergebnis – dargestellt in Balkendiagrammen. Zudem visualisieren wir die theoretische Sitzverteilung und potenzielle Regierungskoalitionen mittels Kreisdiagrammen.
WAHLRECHT: Wahlrecht.de ist eine durch den Verein Wahlrecht.de e. V. betriebene Website, die vielfältige Informationen zum deutschen Wahlrecht sammelt sowie voraussichtliche Wahltermine in Deutschland, Ergebnisse von Bevölkerungsumfragen, insbesondere der Sonntagsfragen, und die Wahlergebnisse selbst
Wahlumfrage vom 18.02.2025 unter 977 Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren in Mecklenburg-Vorpommern.
Wie geht die Wahl am Sonntag aus? Eine Wahlumfrage in Mecklenburg-Vorpommern zeigt bei den Unter-18-Jährigen bei knapp 1.000 Befragten die AfD als stärkste Kraft mit fast 35%.
Empörend? Unerwartet?
Von wegen. In Gesprächen mit verschiedenen jungen Politikern in den letzten Tagen wurde mir immer wieder eines mitgegeben: Die Politik macht schon wieder einen ganz großen Fehler. Sie ignoriert die junge Generation!
Warum? Weil die Wahl nicht durch knapp 11 Millionen Menschen aus der GenZ entschieden wird, sondern insbesondere von 18 Millionen Babyboomern und 17 Millionen Menschen der Generation X. So einfach – und so fatal!
Statt langfristigen Strategien präsentieren die Spitzenpolitiker im Kanzler-Duell bzw. -Quadrell eher kurzfristige Lösungen, erwähnen manche für junge Menschen wichtige Themen nur am Rande oder gar nicht. Und die Jungen fragen dann mich: „Bekommen wir eigentlich mal Rente?“ „Wofür sollen wir eigentlich noch so hart arbeiten?“ „Wie wichtig ist das Thema Klimaschutz den Parteien wirklich?“ „Wieso tut sich im Bildungssystem so wenig?“
Ein junger politisch engagierter Z-ler erklärt mir in diesen Tagen: „Es kann nicht sein, dass wir jungen uns in einer Partei engagieren und dann heißt es KLEB DU ERST MAL PLAKATE BEVOR DU DEINE MEINUNG EINBRINGEN DARFST“.
Die Folgen? Sind weitreichend. Junge Menschen sind nicht politikverdrossen- nein. Immer mehr sind parteiverdrossen.Sie organisieren sich eben einfach anders außerhalb der großen Parteien. Oder sie wählen aus Protest die AFD.
Im Gespräch mit dem 31-Jährigen MdB Jens Teutrine von der FDP erläutert er: „Manche jungen Menschen kommen an unsere Stände und sagen aus Protest: `WIR WÄHLEN BLAU!‘ Das ist doch keine Lösung!“
Die AfD wird meistens nicht aus Überzeugung gewählt, sondern aus Mangel an anderen Möglichkeiten. Die anderen Parteien machen – wie mir junge Menschen oft in Gesprächen mitteilen – bisher nur unzureichend „ihren Job“. Zumindest wenn es um die Wünsche und Bedürfnisse der jungen Menschen geht. Ob deshalb jeder weiß, was mit der Demokratie passieren kann, wenn die AfD an die Macht käme ist dabei fraglich. Immer mehr junge Menschen fühlen sich abgehängt, nicht wahrgenommen, schauen pessimistisch in die Zukunft und fragen sich zunehmend, wie es in Deutschland in den nächsten Jahren wirtschaftlich, politisch und gesellschaftlich weitergeht.
Mein Appell: Redet mit einander. Nehmt junge Menschen wahr, hört ihnen zu und diskutiert mit ihnen statt sie zu ignorieren. Diese Generation fühlt sich – und das bestätigt sicher immer wieder in hunderten Gesprächen der letzten Jahre – nicht gehört. Sie wünscht sich endlich ernst genommen zu werden.
Zum Beitrag im NDR
Wahlinterview vom 17.02.2025 mit Jugendforscher Prof. Klaus Hurrelmann
In einem Interview mit dem ZDF erklärt Jugendforscher Klaus Hurrelmann, dass junge Menschen in einer zunehmend unsicheren und unberechenbaren Welt leben. Dieses Gefühl der Zukunftsunsicherheit führt dazu, dass sie nicht in altbewährten Parteistrukturen verhaftet sind, sondern ihre Wahlentscheidung stark an aktuellen Themen orientieren. Dabei stehen vor allem Fragen der Wirtschaft, Migration, Krieg und des Klimawandels im Vordergrund – Themen, die sie direkt betreffen und zu denen sie klare, verständliche Antworten erwarten.
Hurrelmann kritisiert, dass etablierte Parteien die junge Generation vernachlässigen. Sie würden deren Sprache und Kommunikationskanäle nicht nutzen, insbesondere nicht die digitalen Medien, die für junge Menschen die wichtigste Informationsquelle darstellen. Stattdessen zeigt sich, dass Parteien, die auf relevante Themen eingehen und digital präsent sind – wie es beispielsweise die AfD von Beginn an geschafft hat –, bei den jungen Wählern punkten können. Auch die Linke habe in letzter Zeit aufgrund ihrer thematischen Ansprache (zu Wirtschaft, Inflation und Wohnungsmarkt) an Aufmerksamkeit gewonnen.
Besonders bemerkenswert ist, dass etwa 2,3 Millionen Erstwähler zur Bundestagswahl berechtigt sind. Viele von ihnen wählen nicht routinemäßig nach traditionellen Bindungen, sondern treffen ihre Entscheidung spontan und themenbezogen. Diese Wahlfreiheit spiegelt sich in einer heterogenen politischen Landschaft wider, in der junge Menschen das gesamte Spektrum von links bis rechts bedienen.
Abschließend betont Hurrelmann, dass die jungen Wähler in ihrer Vielfalt und ihrem hohen politischen Interesse eine Herausforderung für die etablierten Parteien darstellen – sie müssen lernen, klarere und digital orientierte Kommunikationsstrategien zu entwickeln, um die Anliegen einer Generation in einer Krisenzeit angemessen zu adressieren.
Zum Beitrag vom ZDF
Testwahl – Sonntagsfrage zur U18-Wahl vom 17.02.2025 vom Bundesjugendring
Die Tagesschau-Seite berichtet über eine bundesweite Testwahl, die speziell für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren – die sogenannte U18-Bundestagswahl – durchgeführt wurde.
Dabei nahmen fast 170.000 junge Menschen an mehr als 1.800 Wahllokalen teil, die an Schulen, Jugendzentren, Bibliotheken oder anderen öffentlichen Einrichtungen eingerichtet waren.
Das Ergebnis der Umfrage zeigt, dass – hätten diese Jugendlichen tatsächlich die Möglichkeit zu wählen – die Mehrheit ihre Stimme für die Linkspartei abgeben würde (20,8 %), gefolgt von der SPD (17,9 %), der CDU/CSU (15,7 %), der AfD (15,5 %) und Bündnis 90/Die Grünen (12,5 %). Weitere Parteien wie die Tierschutzpartei, FDP und BSW erhielten je knapp über 3 %, während rund 7 % auf andere Parteien entfielen.
Die Aktion gilt als eine der größten außerschulischen Bildungsinitiativen in Deutschland und liefert ein interessantes Stimmungsbild darüber, welche politischen Präferenzen junge Menschen haben. Dabei wird auch deutlich, dass das politische Interesse unter Jugendlichen hoch ist – trotz unterschiedlicher Vorerfahrungen und Einflüsse aus dem Elternhaus.
Interviews und Berichte aus teilnehmenden Schulen zeigen, dass Jugendliche den Diskurs über Politik als wichtig empfinden und sich aktiv mit den Positionen aller Parteien auseinandersetzen möchten. Zudem wird darauf hingewiesen, dass neben der U18-Wahl auch weitere Projekte wie die schulische „Juniorwahl“ stattfinden, die das politische Engagement der jungen Generation fördern sollen.
Zum Beitrag der tagesschau
Lassen Sie uns in Kontakt bleiben. Ich freue mich, wenn wir uns bei einem meiner öffentlichen Vorträge kennen lernen oder Sie noch mehr über die Generation Z aus meinem Buch erfahren möchten.