Am 15. Juli 2025 wurde das Haus des Sports „SpOrt Stuttgart“ zu einem Ort gelebter Demokratie: Rund 450 Jugendliche aus ganz Baden-Württemberg kamen zur zweiten Landesjugendkonferenz zusammen. Ziel: Die Anliegen junger Menschen nicht nur sichtbar zu machen, sondern sie mitten in den politischen Entscheidungsprozess einzubringen. Organisiert vom Ministerium für Kultus, Jugend und Sport, bildete die Konferenz den Höhepunkt und Abschluss von insgesamt 70 Regionalkonferenzen, die im gesamten Schuljahr 2024/25 in Baden-Württemberg stattgefunden hatten.
Das Motto des Tages: „Jugend trifft Politik“ – und genau das ist gelungen.
Junge Stimmen, die etwas zu sagen haben
Was mich besonders beeindruckt hat, war die Ernsthaftigkeit, mit der Jugendliche an diesem Tag ihre Anliegen vertreten haben. In meiner täglichen Arbeit mit der Generation Z und Alpha spreche ich oft darüber, dass junge Menschen keineswegs unpolitisch sind – sie sind anders politisch. Sie denken in Zukunft, in Nachhaltigkeit, in Zusammenhalt. Doch viel zu oft fehlt ihnen das Gefühl, dass ihre Stimmen gehört – und vor allem ernst genommen – werden.
Ein zentrales Ziel der Landesjugendkonferenz war es daher, echte Beteiligung zu ermöglichen. Und das ist – so viel sei vorweggenommen – an vielen Stellen gelungen.



Meine Rolle: Impulsgeber und Gesprächspartner
Den Auftakt der Konferenz durfte ich mit einem Keynote-Impuls gestalten. Als Gen Z & Gen Alpha Experte – oder als „Brückenbauer zwischen den Generationen“, wie ich mich für diesen Tag eher bezeichnen würde – habe ich in meiner Eröffnungsrede deutlich gemacht: Wer die jungen Generationen verstehen will, muss zuhören. Nicht mit einem pädagogischen Zeigefinger, sondern mit echtem Interesse. Die Generationen Z und Alpha sind kritisch, technologieaffin, sozial engagiert – aber sie sind auch verunsichert. In einer Welt voller Krisen fragen sie: Wo ist unser Platz in dieser Gesellschaft? Und wie können wir ihn gestalten?
Ich bin glücklich, einen so wichtigen Beitrag bei einem der bedeutendsten Zusammentreffen junger Menschen leisten zu dürfen. Es war mir wichtig, den Jugendlichen Mut zu machen – und der Politik klarzumachen: Diese Generation will nicht abwarten. Sie will gestalten. Jetzt.
Auch im späteren Verlauf des Tages durfte ich meine Perspektiven einbringen – als Gesprächspartner im Forum 1 „Medienbildung, Fake-News, Social-Media & KI“, gemeinsam mit Staatssekretärin Sandra Boser MdL und Julia Kaltenbacher vom SWR.
Forum 1: Medienbildung, Fake-News, Social Media & KI – Die digitale Verantwortung der Zukunft

Im weiteren Verlauf des Tages war ich als Gesprächspartner im Forum 1 aktiv, das sich mit einem der drängendsten Themen unserer Zeit beschäftigte: „Medienbildung, Fake-News, Social Media & KI“. Gemeinsam mit Sandra Boser MdL (Staatssekretärin im Kultusministerium) und Julia Kaltenbacher vom SWR diskutierten wir mit Jugendlichen über den Einfluss digitaler Medien auf Meinungsbildung, politische Teilhabe und gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Die Fragen, die uns begegneten, waren klar und reflektiert:
- Wie erkennen wir Desinformation in sozialen Netzwerken?
- Welche Verantwortung tragen Influencer*innen – und welche die Plattformen selbst?
- Wie verändert künstliche Intelligenz unsere Kommunikation und unser Vertrauen in digitale Inhalte?
Die Jugendlichen brachten eigene Erfahrungen ein – von Cybermobbing bis hin zu politischer Desinformation in TikTok-Feeds. Dabei wurde deutlich: Digitale Bildung ist längst keine Option mehr, sondern eine demokratische Notwendigkeit.

Mein Appell an die Politik war klar: Wir müssen junge Menschen nicht nur schützen, sondern stärken – durch Aufklärung, kritisches Denken und klare Regeln im digitalen Raum. Nur so kann Medienkompetenz zu einem echten Werkzeug für gesellschaftliche Teilhabe werden.
Fishbowl mit Minister:innen: Zwischen Klartext und Zurückhaltung

Ein weiteres Highlight der Konferenz war die Fishbowl-Diskussion mit Kultusministerin Theresa Schopper und Sozialminister Manfred Lucha MdL. Die Jugendlichen hatten die Möglichkeit, direkt Fragen zu stellen – ohne Filter. Eine Gruppe stellte dabei folgende Frage: „Wieso wird das Schulsystem nicht aus Ländern wie Norwegen oder Schweden übernommen, obwohl es sich auf mehreren Ebenen als besser erwiesen hat?“
Weitere Fragen waren zum Beispiel: Wieso werden wir nach Noten bewertet? Wäre es nicht besser uns nach individuellen Stärken zu beurteilen? Warum tut die Regierung so wenig, um das Thema mentale Gesundheit in Schulen präsenter zu machen? Was könnte man gegen Schulstress verbessern?
Die Minister antworteten mal mehr, mal weniger zufriedenstellend für die Schülerinnen und Schüler – aber genau darin lag die Stärke des Formats: Konfrontation ohne Eskalation, Kritik ohne Abwehr. So muss Demokratie sein.
Politisches Interesse? Ja – aber oft ohne Resonanz
Besorgniserregend sind die Zahlen, die das Kultusministerium selbst veröffentlicht hat: Nur knapp die Hälfte der Neuntklässler interessiert sich überhaupt für Politik – und weniger als ein Drittel ist mit der Demokratie zufrieden. Das ist ein Alarmsignal.
Im Interview mit dem SWR Fernsehen habe ich dazu klar Stellung bezogen:
„Der knallharte Grund ist in erster Linie, dass natürlich die größere Wählergruppe – die Babyboomer – zuerst angesprochen wird. Die 15-, 16-, 18-Jährigen sind zahlenmäßig geringer vertreten oder dürfen teilweise noch gar nicht wählen.“
Politik ist in vielen Fällen zahlengetrieben – das darf aber nicht dazu führen, dass ganze Generationen ignoriert werden. Demokratie ist keine Mehrheitsmaschine, sondern ein Beteiligungsversprechen. Und genau das müssen wir einlösen.
Ergebnisse und Ausblick: Jetzt nicht aufhören!
Im Anschluss an die Diskussionsforen präsentierten die Jugendlichen ihre Ergebnisse in kompakten Pitches. Dabei ging es um Themen wie Medienkompetenz, Fake News, KI, aber auch um gesellschaftlichen Zusammenhalt, Ehrenamt und Engagement. Übrigens will ich hier noch einen Wunsch der jungen Menschen nicht unerwähnt lassen. Der Wunsch nach einem neuen Schulfach: „Leben nach der Schule“

Abgerundet wurde der Tag durch eine Podiumsdiskussion mit den Landtagsfraktionen – ein Format, das noch mehr Kontroversen hätte zulassen können, aber dennoch zeigte: Politik und Jugend können miteinander – wenn man es ernst meint.
Der neu eingesetzte Landesjugendbeirat hat angekündigt, die Themen weiterzuverfolgen. Es bleibt zu hoffen, dass dieses Versprechen keine bloße PR-Maßnahme bleibt, sondern der Beginn eines kontinuierlichen Dialogs ist.
Demokratie muss man nicht erklären – man muss sie erleben lassen
Die Landesjugendkonferenz 2025 war ein starkes Zeichen dafür, dass junge Menschen bereit sind, Verantwortung zu übernehmen. Aber sie brauchen Räume, Vertrauen und vor allem politische Konsequenz. Zuhören allein reicht nicht. Es braucht Veränderung.
Was bleibt? Aus meiner Sicht vor allem eins: Hoffnung. Hoffnung, dass wir in Baden-Württemberg – und darüber hinaus – endlich anfangen, Jugendpolitik nicht für, sondern mit jungen Menschen zu gestalten.
Ich bin dankbar, dass ich ein Teil dieses Tages sein durfte. Als Redner, als Zuhörer, als Unterstützer. Und ich bin überzeugt: Wenn wir den Mut haben, der Jugend zuzuhören, wird sie uns mit Ideen, Klarheit und Energie belohnen.
Denn eines ist klar:
👉 Wer die Jugend heute ignoriert, wird morgen ihre Fragen nicht mehr beantworten können.
Links & Empfehlungen:
🔗 Zusammenfassung des Kultusministeriums zur Landesjugendkonferenz 2025
🎥 SWR-Bericht zur Landesjugendkonferenz 2025
Bildrechte: Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg