Impulse von Felix Behm

„Junge Politik, klare Worte: Alena Fink-Trauschel über Verantwortung, Bildung und eine Generation im Wartestand“

Gen Z Talk Titelbild BLOG Fink-Trauschel

Interview mit der jüngsten Abgeordneten im Landtag von Baden-Württemberg


Was bewegt eine junge Politikerin dazu, sich mitten in der aktuellen politischen Unzufriedenheit zu engagieren – und dabei nicht leise zu sein? In meinem Interview mit Alena Fink-Trauschel, Mitglied der FDP und mit 26 Jahren jüngste Abgeordnete im Landtag von Baden-Württemberg, spreche ich über Verantwortung, Mut, Frust und Hoffnung – aus der Sicht einer Generation, die nach oben drängt, aber oft übersehen wird.


„Dieses Schuldenpaket ist für uns eine riesige Tracht Prügel“

Alena findet deutliche Worte, wenn es um die aktuelle Politik geht – insbesondere, wenn sie aus der Perspektive junger Menschen spricht. Für sie ist das jüngste Schuldenpaket der Bundesregierung nicht nur unverständlich, sondern ein regelrechter Affront:

„Es ist nicht nur ein Schlag ins Gesicht, sondern eine riesengroße Tracht Prügel für die junge Generation.“

Dabei geht es ihr nicht nur um wirtschaftliche Fakten, sondern um ein tiefes Gerechtigkeitsempfinden. Während junge Menschen hohe Mieten zahlen, kaum Vermögen aufbauen können und mit steigenden Lebenshaltungskosten kämpfen, sehe sie wenig politische Antworten, die diese Probleme nachhaltig angehen.


Politisches Engagement beginnt früh – mit einem Mülleimer in der Schultoilette

Was treibt jemanden an, sich politisch zu engagieren? Bei Alena beginnt alles in der Schule – eher zufällig wird sie zur Schülersprecherin gewählt. Doch aus dem vermeintlich kleinen Amt wird ein großes politisches Bewusstsein.

Ein besonders prägender Moment: Die Diskussion um Mülleimer in Mädchentoiletten – ein Thema, das mit dem Argument „Brandschutz“ abgelehnt wurde. Damals wurde ihr klar:

„In Deutschland gibt es drei Totschlagargumente: Datenschutz, Brandschutz, Denkmalschutz. Und oft verhindern sie sinnvolle Veränderungen.“

Diese frühe Erfahrung schärfte ihren Blick für strukturelle Hürden – und für die Notwendigkeit, Dinge wirklich verändern zu wollen.


Generation Z: Bereit zur Verantwortung

Alena ist überzeugt, dass junge Menschen gestalten wollen – wenn man sie lässt:

„Wir kommen, wir drücken nach oben. Wir sind da – und wir sind bereit, Verantwortung zu übernehmen.“

Ihr Appell richtet sich an Politik, Medien und Gesellschaft: Junge Stimmen brauchen Raum – nicht nur symbolisch, sondern ganz konkret, z. B. durch politische Ämter, mehr Sichtbarkeit und ein neues Wahlrecht, das jungen Menschen besseren Zugang zu Parlamenten ermöglicht.


Bildung braucht neue Wege – vor allem für die Ausbildung

Ein großer Schwerpunkt in Alenas politischer Arbeit ist die Bildungspolitik – besonders die berufliche Bildung liegt ihr am Herzen. Drei große Baustellen macht sie aus:

  1. Schulgebäude – zu alt, zu unattraktiv, oft demotivierend für Schüler:innen und Lehrkräfte.
  2. Lehrkräftemangel – kaum neue, motivierte Lehrer:innen; der Beruf ist für viele junge Menschen unattraktiv.
  3. Berufsorientierung – Gymnasien bereiten oft nur aufs Studium vor. Die Vielfalt der Ausbildungsberufe bleibt unterrepräsentiert.

„Wir haben über 300 Ausbildungsberufe – aber zu wenig Schüler:innen, die sie kennen. Das muss sich ändern.“

Die Änderung des Schulgesetzes in Baden-Württemberg, die endlich auch Ausbildungswege stärker in den Fokus rückt, sei ein erster Schritt – aber längst nicht genug.


„Wir sind bequem geworden – und das ist gefährlich“

Eine der zentralen Aussagen Alenas betrifft den Zustand unseres Landes:

„Wir sind bequem geworden – und lassen uns zu oft abspeisen mit einfachen Antworten.“

Ob langsame Digitalisierung, marode Infrastruktur oder ewige Behördenprozesse – Alena sieht ein Land, das unter seiner eigenen Trägheit leidet. Und sie warnt davor, dass diese Trägheit junge Menschen frustriert und radikalen Parteien Auftrieb gibt.

Sie fordert mehr Tempo, mehr Pragmatismus, mehr Mut zur Veränderung.


Was junge Menschen heute wirklich beschäftigt

Im Interview wird schnell klar: Es sind ganz konkrete Sorgen, die die Generation Z umtreiben:

  • Unbezahlbare Mieten
  • Lebensmittelpreise, die Azubis und Studis an ihre Grenzen bringen
  • Unsicherheit im öffentlichen Raum
  • Verlorenes Vertrauen in staatliche Prozesse

Besonders drastisch: Viele junge Menschen glauben nicht mehr an den Traum vom eigenen Zuhause. Eigentum? Kaum erreichbar. Selbst normale Lebensqualität erscheint für viele schon wie Luxus.


Die Macht von Social Media – und der verpasste Anschluss

Ein weiteres zentrales Thema im Gespräch ist Social Media. Alena sieht hier zwei Seiten: einerseits das riesige Potenzial, junge Menschen zu erreichen – andererseits die Versäumnisse etablierter Parteien:

„Viele von uns haben den Einstieg in TikTok verschlafen. Die Quittung sehen wir jetzt – mit einem riesigen rechten Block im Bundestag.“

Sie nennt Beispiele, wie rechte und linke Parteien Social Media geschickt nutzen – mit gut gemachtem, aufmerksamkeitsstarkem Content. Die demokratische Mitte müsse hier dringend nachziehen, um nicht dauerhaft die junge Zielgruppe zu verlieren.


Was sie jungen Menschen mitgeben möchte

Zum Ende des Gesprächs wird es persönlich. Was rät Alena jungen Menschen, die gerade eher frustriert als hoffnungsvoll auf Politik und Gesellschaft blicken?

Sie erzählt die Geschichte ihrer Großmutter, die als Kind nach dem Krieg mit Steinen half, ihre Schule wieder aufzubauen – Tag für Tag. Ein Bild, das Alena bewegt – und das sie zur Metapher für den heutigen Zustand macht:

„Auch wir müssen diese Schule Stein für Stein wieder aufbauen. Es wird Zeit brauchen. Aber wir sind jung – und wir können das schaffen.“

Ihr Appell: Nicht wegschauen, nicht auswandern, sondern mitgestalten. In kleinen wie in großen Schritten. Ob im Ehrenamt, in der Schule, in der Kommune – oder im Parlament.


Fazit: Politik braucht mehr junge Stimmen – und mehr Mut zur Veränderung

Alena Fink-Trauschel steht exemplarisch für eine Generation, die gestalten will – und dabei oft auf alte Strukturen und veraltetes Denken trifft. Doch sie bleibt optimistisch. Ihr Ton ist klar, manchmal hart, aber nie resigniert. Sie glaubt an das Potenzial ihrer Generation – und an den Willen zur Veränderung.

🗣 „Ich habe das Gefühl, viele in der Politik wollen gar nicht mehr, dass wir hier Unternehmen gründen, Familien gründen, Eigentum aufbauen. Aber genau das ist es, was wir brauchen. Und wir werden es uns nehmen.“


🔗 Das ganze Gespräch gibt’s hier zum Nachschauen & Nachhören:

🎥 YouTube: https://youtu.be/5GmYBbuMyGM
🎧 Spotify: Zur Folge auf Spotify

Über den Autor Felix Behm

Speaker Generation Z

Felix Behm ist Keynote Speaker und führender Experte zum Thema Generation Z.

Er ist Autor der Bücher „Generation Z – Ganz anders als gedacht“ und „Generation Z begeistern und binden„.