Die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland steht immer mehr im Fokus der öffentlichen Diskussion. Besorgniserregende Zahlen und Trends weisen darauf hin, dass psychische Erkrankungen in dieser Altersgruppe ein zunehmendes Problem darstellen. Dieser Artikel beleuchtet die aktuelle Situation, zentrale Daten und mögliche Erklärungen für diese Entwicklung.
Besorgniserregende Zahlen: Psychische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen
Nach aktuellen Daten des Statistischen Bundesamts waren knapp 81.000 der insgesamt rund 427.600 Krankenhauspatientinnen und -patienten im Alter von 10 bis 17 Jahren aufgrund psychischer Erkrankungen stationär behandelt. Dies entspricht einem Anteil von 19 % aller stationär aufgenommenen Unter-18-Jährigen. Zum Vergleich: Bei Erwachsenen liegt dieser Anteil lediglich bei 6 %.
Im Jahr 2021 waren psychische Erkrankungen die Hauptursache für stationäre Aufenthalte von Kindern und Jugendlichen. Besonders auffällig ist, dass die Zahl der Minderjährigen in Psychotherapie seit 2011 mehr als doppelt so hoch ist. Gleichzeitig stieg die Anzahl der Psychotherapeutinnen und -therapeuten in den letzten zehn Jahren von 36.000 auf 53.000, was auf eine wachsende Nachfrage nach psychotherapeutischen Behandlungen hindeutet.
Psychische Belastungen nehmen zu
Ein Bericht der Bundesregierung aus dem Jahr 2023 verdeutlicht die Dimension des Problems: Drei Viertel der Kinder und Jugendlichen in Deutschland sind psychisch belastet. Besonders häufig treten dabei Essstörungen, Depressionen und Probleme durch Bewegungsmangel auf. Diese Entwicklungen wurden durch die Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen weiter verschärft. Lockdowns, Homeschooling und der Wegfall sozialer Kontakte haben viele Kinder und Jugendliche psychisch stark belastet.
Mögliche Ursachen und Herausforderungen
Die Ursachen für den Anstieg psychischer Erkrankungen sind vielschichtig. Neben der Pandemie spielen gesellschaftliche und individuelle Faktoren eine Rolle. Der zunehmende Leistungsdruck in der Schule, die Digitalisierung und die damit verbundene permanente Erreichbarkeit sowie die Konfrontation mit unrealistischen Idealen in sozialen Medien tragen zur psychischen Belastung bei. Hinzu kommen oft Bewegungsmangel und ungesunde Ernährung, die nicht nur die körperliche, sondern auch die psychische Gesundheit beeinträchtigen.
Was kann getan werden?
Um die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen zu fördern, bedarf es eines ganzheitlichen Ansatzes:
- Prävention: Frühzeitige Aufklärung über psychische Erkrankungen und die Förderung gesunder Lebensweisen sollten bereits in Kindergärten und Schulen beginnen.
- Zugänglichkeit von Therapien: Der Ausbau von Therapieangeboten und eine bessere Vernetzung von Schulen, Jugendämtern und psychologischen Praxen sind essenziell.
- Entlastung im Alltag: Weniger Leistungsdruck und mehr Raum für Freizeit, Bewegung und soziale Interaktion können helfen, die Resilienz von Kindern und Jugendlichen zu stärken.
Die steigenden Zahlen psychisch belasteter Kinder und Jugendlicher sind ein Alarmsignal. Es liegt an Politik, Gesellschaft und Eltern gleichermaßen, die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass Kinder gesund und unbeschwert aufwachsen können. Nur durch ein gemeinsames Engagement können wir die psychische Gesundheit der jungen Generation nachhaltig schützen.