„Früher hat man halt gemacht, was gesagt wurde. Heute brauchen die erstmal ein Feedback, bevor sie überhaupt anfangen.“
Sätze wie diese fallen häufig in Gesprächen mit Führungskräften – besonders dann, wenn es um die Zusammenarbeit mit der Generation Z geht. Der Unterton: Irritation, Überforderung, manchmal auch leiser Ärger. Und gleichzeitig die Frage: Wie kriegen wir das noch alles unter einen Hut?
Die Wahrheit ist: Wir stehen vor einer echten Führungsaufgabe. Nicht, weil die jungen Generationen „schwieriger“ sind – sondern weil unsere Arbeitswelt komplexer, vielschichtiger und diverser geworden ist. Und das ist gut so. Wenn wir lernen, diese Vielfalt zu nutzen, können wir produktiver, kreativer und resilienter werden – als Teams, als Unternehmen und als Gesellschaft.
Das „Generationen-Tiramisu“ – ein Erfolgsrezept aus Erfahrung, Mut & Veränderung
Wer je ein gutes Tiramisu gegessen hat, weiß: Die Magie liegt in der Kombination. Jede Schicht für sich wäre nett – aber erst zusammen entsteht ein Geschmackserlebnis mit Tiefe.
In Unternehmen funktioniert das genauso. Die verschiedenen Generationen bringen unterschiedliche Zutaten mit – und zusammen ergibt sich ein Mehrwert, den keine einzelne Generation alleine erreichen könnte.
Die Zutaten im Überblick:
- Babyboomer (bis 1965)
Ruhe, Systemblick, Erfahrung
Sie sind in einer Welt aufgewachsen, in der Beständigkeit und Loyalität hohe Werte waren. Sie kennen Systeme, verstehen institutionelle Zusammenhänge, denken langfristig. In Zeiten von Unsicherheit ein stabilisierender Faktor. - Generation X/Y (ca. 1965–1990)
Brückenbauer, Strukturgeber, Realisten
Sie kennen noch das analoge Arbeiten, sind aber in die digitale Welt hineingewachsen. Sie bringen oft Pragmatismus mit, können gut vermitteln und zwischen den Welten navigieren – eine Fähigkeit, die heute Gold wert ist. - Generation Z (ab 1995)
Mut, Digitalität, Feedbackkultur
Sie sind mit dem Internet aufgewachsen, denken vernetzt, wünschen sich Sinn und Beteiligung. Sie fordern früh Feedback, erwarten Augenhöhe und wollen gestalten – nicht nur ausführen.
Statt Gegeneinander: Was wäre, wenn…
… die Älteren nicht genervt auf die ständige Feedbackkultur der Jüngeren blicken, sondern sie als Chance zur Weiterentwicklung sehen?
… die Jüngeren nicht genervt über die „Langsamkeit“ der Älteren reden, sondern anerkennen, dass nachhaltige Entscheidungen Erfahrung brauchen?
… die Generation X/Y als Brückenbauer bewusst in Veränderungsprozesse eingebunden wird?
➡️ Das „Generationen-Tiramisu“ funktioniert dann, wenn wir es nicht in Schichten denken – sondern als Verbindung.
Was können wir konkret voneinander lernen?
Einige Impulse für den Arbeitsalltag:
Generation | Typische Stärken | Impuls für die Zusammenarbeit |
Gen Z | Digitalität, Innovationskraft, direkter Austausch | Setzt neue Impulse, fördert Transparenz |
Gen Y/X | Struktur, Anpassungsfähigkeit, Vermittlung | Vermittelt Werte und Tools zwischen Jung & Alt |
Boomer | Überblick, Souveränität, Mentoring | Bietet Orientierung und Verlässlichkeit |
Erfolgsfrage:
Welche Generation bringt bei euch welche Stärke ein – und welche wird aktuell (noch) nicht genutzt?
Neue Führung: Von Kontrolle zu Coaching
In vielen Unternehmen zeichnet sich ein klarer Wandel ab:
Früher galt Führung als „Ansage“. Heute wird sie mehrdimensionaler. Junge Menschen wollen sich mit ihrer Arbeit identifizieren. Sie erwarten nicht nur einen Gehaltszettel, sondern eine Führungskraft, die inspiriert, coacht und auf Augenhöhe agiert.
Was heißt das konkret?
- Führen durch Vormachen statt Ansagen:
Wer authentisch vorlebt, was er erwartet, wirkt glaubwürdiger als jeder Führungsstil auf dem Papier. - Von Status zu Vertrauen:
Junge Talente fragen nicht: „Was steht auf deiner Visitenkarte?“, sondern: „Was kannst du mir beibringen?“ - Feedback als Führungsinstrument:
Nicht nur einmal jährlich im Mitarbeitergespräch – sondern regelmäßig, situativ und ehrlich.
Zahlen, die das stützen:
- Laut dem Deloitte Global Gen Z and Millennial Survey 2024 wünschen sich über 80 % der jungen Beschäftigten Führungskräfte, die coachen statt kontrollieren.
- Eine Gallup-Studie (2023) belegt, dass Unternehmen mit generationenübergreifenden Teams bis zu 21 % höhere Profitabilität erreichen – wenn die Stärken bewusst eingesetzt werden.
Führung ist kontextabhängig – aber nie eindimensional
Natürlich gibt es Unterschiede zwischen Branchen:
- Im Handwerk geht es oft um Anpacken, klare Rollen und handlungsorientierte Führung. Vorbildcharakter („der Chef packt mit an“) hat hier besondere Wirkung.
- In Pflege & Gesundheit ist Führung häufig geprägt von emotionaler Intelligenz, Stabilität und Kommunikation auf Augenhöhe.
- Im Dienstleistungsbereich oder in Agenturen punkten Teams, wenn sie agil, selbstverantwortlich und offen geführt werden – mit Raum für Mitsprache und Kreativität.
Was sich aber überall zeigt: Wer verstanden hat, dass Menschen unterschiedlich ticken – und sich darauf einstellt – wird erfolgreicher führen.
Fazit: Führung ist kein Einheitsrezept – aber das „Tiramisu“ wirkt überall
Die Kunst der heutigen Führung liegt darin, Generationen nicht zu kategorisieren, sondern zu verbinden.
Es braucht:
✅ Raum für Erfahrung & Gelassenheit
✅ Mut zu neuen Wegen & digitalem Denken
✅ Die Bereitschaft, zuzuhören, zu lernen – und gemeinsam voranzugehen
Das Ziel?
Nicht nur die Gen Z „abzuholen“, sondern gemeinsam ein starkes Miteinander zu schaffen, das alle Generationen ernst nimmt – als Menschen, Mitarbeitende und Mitgestaltende.