Impulse von Felix Behm

Azubis übernehmen das Ruder: Wie Phoenix Contact Ausbildung neu denkt

Gen Z Talk Titelbild Youtube DAF

Ein Live-Podcast beim Deutschen Ausbildungsforum 2025 mit Felix Behm

Fotos Christian Ahrens, Köln christianahrens.de

Es war eine Premiere mit Signalwirkung: Vor über 250 Teilnehmenden wurde beim Deutschen Ausbildungsforum (eine Veranstaltung von AUBI-plus) am 6. Mai 2025 in Bad Oeynhausen ein ganz besonderer Live-Podcast der Reihe „Generation Z Talk“ aufgezeichnet. Gastgeber war Gen Z-Experte und Podcaster Felix Behm, der gemeinsam mit seinen Gästen von Phoenix Contact eine inspirierende Podiumsdiskussion rund um die Zukunft der Ausbildung führte. Das Besondere: Das Gespräch war nicht nur live, sondern auch interaktiv, denn auch das Publikum konnte Fragen stellen und mitdiskutieren.

Mit auf der Bühne waren:

  • Boris Hagemeier, Senior Director HR Young Talents bei Phoenix Contact
  • Sebastian Prange, Manager Young Talents Business Administration & Partnermanagement
  • Jule Wachovsky, Auszubildende Industriekauffrau im ersten Lehrjahr

Gemeinsam gaben sie spannende Einblicke in ein Ausbildungskonzept, das mehr als nur Wissen vermittelt: Es schafft echte Teilhabe, Vertrauen und Verantwortung auf Augenhöhe.


Phoenix Contact: Ausbildung als strategischer Erfolgsfaktor

Phoenix Contact ist ein weltweit tätiges Familienunternehmen mit Sitz in Blomberg, Nordrhein-Westfalen. Das Unternehmen gehört zu den führenden Anbietern im Bereich Elektrotechnik, Elektronik und Automation. Mit rund 21.000 Mitarbeitenden weltweit, davon 11.000 in Deutschland, ist Phoenix Contact nicht nur technologisch stark aufgestellt, sondern auch im Bereich Ausbildung ein echtes Schwergewicht:

Mehr als 560 Auszubildende und dual Studierende sind derzeit im Unternehmen aktiv – Tendenz steigend. „Diese Zahl allein zeigt, welchen Stellenwert Ausbildung bei uns hat“, erklärt Boris Hagemeier. „Unsere Auszubildenden führen wir wie ein mittelständisches Unternehmen im Unternehmen.“

Ein starkes Statement, das auch im Publikum für Staunen sorgte. Ausbildung wird bei Phoenix Contact nicht als Pflicht, sondern als strategische Investition in die Zukunft verstanden. Und das mit einem hohen Maß an Struktur: „Wir treffen alle zwei Wochen strategische Entscheidungen im Führungskreis der Ausbildung – und dabei sind auch junge Stimmen gefragt.“


TikTok & Training: Social Media trifft Fachausbildung

Ein echter Publikumsliebling war Auszubildende Jule Wachovsky, die erzählte, wie sie im Unternehmen Social Media mitgestaltet. Als Teil der „Junior Business Unit“ – einer Ausbildungsfirma innerhalb des Unternehmens – ist sie im Social-Media-Team aktiv. Die Unit ist in drei Bereiche gegliedert: Berufsorientierung, Praktikantenbetreuung und Social Media.

„Wir erstellen TikToks, Insta-Posts und Videos über unseren Alltag. Das macht nicht nur Spaß, sondern hilft auch, Azubis auf Augenhöhe anzusprechen“, so Jule. Besonders beliebt war ein Video-Rundgang durch das Ausbildungszentrum, inszeniert mit aktueller Jugendsprache. Das Video ging viral: Über 1,2 Millionen Views und Hunderte Kommentare.

Boris Hagemeier berichtet schmunzelnd: „Die Geschäftsführung war beim ersten Anblick etwas überrascht, aber als sie die Zahlen sah, war schnell klar: Das funktioniert.“

Wichtig sei dabei, dass die Inhalte messbar sind. „Wir tracken, wie viele Nutzer nach einem TikTok auf unsere Karriereseite gehen und wie viele Bewerbungen daraus entstehen.“


Vertrauensvorschuss statt Kontrolle

Besonders beeindruckend: Das Maß an Vertrauen, das Phoenix Contact seinen Azubis entgegenbringt.

„Wir setzen auf einen Verantwortungsvorschuss, nicht auf Kontrolle“, so Hagemeier. Schon im ersten Lehrjahr dürfen Azubis kleinere Projekte mitgestalten. Und das wirkt: Jule Wachovsky berichtet, dass sie sich ernst genommen fühlt. „Wir bekommen viel Freiraum, aber auch Unterstützung.“

Dieses Vertrauen führt zu echter Eigenverantwortung – sei es bei Messen, Events oder internen Prozessen. Auch ein eigener Business Review vor der Geschäftsführung gehört zum Ausbildungsalltag: „Wir präsentieren nicht nur Zahlen, sondern auch unsere eigene Entwicklung“, erklärt Jule. „Und ja, das ist aufregend, aber auch eine große Chance.“


Ausbildung in Zahlen und Formaten

Das Unternehmen bildet in einer Vielzahl von Berufen aus, darunter Mechatroniker:innen, Elektroniker:innen, Industriekaufleute, technische Produktdesigner:innen, Werkzeugmechaniker:innen und viele weitere. Auch das Angebot an dualen Studiengängen ist breit.

Mit über 200 Fachausbilder:innen setzt Phoenix Contact auf intensive Betreuung. Sebastian Prange erklärt: „Unsere Ausbilder:innen durchlaufen ein 30-stündiges Training, das Didaktik, Kommunikation und Generationenverständnis umfasst.“

Ein innovatives Konzept, das als „Ausbilderschein light“ bezeichnet wird, sorgt dafür, dass nicht nur Fachwissen vermittelt wird, sondern auch die richtige Ansprache der jungen Generation gelingt.

„Es reicht eben nicht, 10 Minuten über die Generation Z zu sprechen – wir brauchen kontinuierliche Begleitung und echte Offenheit.“ (Sebastian Prange)


Preboarding mit Wow-Effekt: Die Arena-Magie

Einen besonderen Stellenwert nimmt das Thema Preboarding ein. Phoenix Contact geht hier ungewöhnliche Wege: Noch vor Ausbildungsstart werden die neuen Azubis in die firmeneigene Phoenix Contact Arena eingeladen. Dort begrüßt sie ein Mitglied der Geschäftsführung persönlich, es gibt Kennenlernrunden und ein gemeinsamer Besuch eines Handballspiels des TBV Lemgo.

„Seitdem wir das machen, haben wir keine Absagen mehr nach Vertragsunterzeichnung“, so Hagemeier. „Die emotionale Verbindung entsteht früh – das ist Gold wert.“

Auch Jule bestätigt: „Ich war froh, vorab schon ein paar Leute zu kennen. Das hat mir den Einstieg sehr erleichtert.“


Mental Health: Von Anfang an ernst genommen

Ein Thema, das viele Unternehmen noch unterschätzen, wird bei Phoenix Contact proaktiv aufgegriffen: Mentale Gesundheit.

„Wir haben eine Betriebspsychologin, die für alle Lernenden ansprechbar ist“, erklärt Prange. „Außerdem schulen wir unsere Ausbilder:innen, um erste Anzeichen besser zu erkennen.“

Ein vierstündiges Modul in der Fachausbilder-Qualifizierung widmet sich ausschließlich psychischer Gesundheit. Ziel sei es nicht, Probleme zu diagnostizieren, sondern frühzeitig Unterstützung anzubieten.


Foto Christian Ahrens, Köln christianahrens.de

Talentpool und Weiterempfehlung statt Absage

Ein weiteres bemerkenswertes Konzept ist der regionale Talentpool, den Phoenix Contact gemeinsam mit der Lippe Bildung eG ins Leben gerufen hat. Wer im Bewerbungsprozess nicht berücksichtigt werden kann, wird nicht einfach abgelehnt, sondern anderen Ausbildungsbetrieben empfohlen.

„Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels ist das ein Gewinn für alle: Bewerber:innen, Unternehmen und die Region insgesamt.“ (Boris Hagemeier)

Diese Haltung zeigt: Phoenix Contact denkt Ausbildung nicht nur im eigenen Interesse, sondern als Teil einer gesamtgesellschaftlichen Verantwortung.


Live-Interaktion mit dem Publikum

Ein Highlight des Live-Podcasts war die Interaktion mit dem Publikum. Zahlreiche Fragen wurden gestellt – etwa zur Musiklizenznutzung bei TikTok oder zur Auswahl der Fachausbilder:innen.

Jule Wachovsky berichtete, dass bei der Nutzung von Sounds durchaus Einschränkungen bestehen: „Wir nutzen die Sounds, die lizenzfrei sind oder uns zur Verfügung stehen. Aber bisher funktioniert das gut.“

Sebastian Prange ging auf die Auswahl der Fachausbilder:innen ein: „Viele melden sich freiwillig. Wir schauen aber auch gezielt, wer geeignet ist, und holen uns immer das Commitment der jeweiligen Führungskraft.“

Auch auf kritische Fragen wurde offen eingegangen. So betonte Hagemeier: „Wir wollen Feedback ernst nehmen. Wenn jemand im Ausbildungsprozess unzufrieden ist, reagieren wir – mit Gesprächen, Umstrukturierungen oder Wechseln.“


Ausbildung als Gemeinschaftsprojekt

Phoenix Contact betrachtet Ausbildung als kooperativen Prozess. Lernende, Ausbildende, Fachbereiche, HR und die Geschäftsführung arbeiten Hand in Hand. Ein zentrales Ziel ist es, Talente nicht nur zu finden, sondern sie langfristig zu binden und individuell zu entwickeln.

Ein neues Konzept ist das sogenannte Partnermanagement, bei dem Coaches für je 150 Lernende zuständig sind – vom ersten Tag bis zum Abschluss. Damit wird sichergestellt, dass auch die „Stillen in der Mitte“ gesehen werden, nicht nur die Überflieger oder die Problemfälle.

„Manche Azubis sind technikaffin, andere kommunikationsstark. Wir wollen ihre Stärken erkennen und gezielt einsetzen.“ (Sebastian Prange)


Fazit: Ein Leuchtturmprojekt für moderne Ausbildung

Die Podiumsdiskussion beim Deutschen Ausbildungsforum 2025 hat eindrucksvoll gezeigt: Ausbildung kann anders sein. Modern, empathisch, datenbasiert – und auf Augenhöhe. Phoenix Contact lebt diesen Ansatz konsequent und mutig.

Der Live-Podcast war nicht nur ein Erfahrungsbericht, sondern auch eine Einladung: an andere Unternehmen, an Ausbilder:innen, an Entscheider. Mut zum Wandel beginnt oft mit einem Perspektivwechsel – und genau das hat dieser Austausch bewirkt.


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Über den Autor Felix Behm

Speaker Generation Z

Felix Behm ist Keynote Speaker und führender Experte zum Thema Generation Z.

Er ist Autor der Bücher „Generation Z – Ganz anders als gedacht“ und „Generation Z begeistern und binden„.