Das „EAB-Modell“ erklärt, warum es uns so schwer fällt uns in eine andere Generation hineinzuversetzen
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Das E in „EAB“ steht für die „Erziehung“ und beschäftigt sich damit, welchen Einfluss die Eltern auf die Prägung des Kindes haben und wie sich dieser später in der Arbeitswelt darstellt.
Beim Buchstabend A handelt es sich um die äußeren Einflüsse, die Kinder und Jugendliche hauptsächlich während der Pubertät maßgeblich formen und ein Weltbild schaffen.
Das B als letzter Buchstabe ist die Black Box und damit zum einen das Resultat, dass aus den inneren und äußeren Einflüssen entsteht, zum anderen die eigene neue Welt, die sich junge Menschen schaffen um sich von anderen Generationen abzugrenzen. Die Black Box ist für Eltern, Arbeitskollegen und Vorgesetzte nicht sichtbar und das daraus resultierende Verhalten oft „unverständlich“.
Schaut man aber genauer hin und zieht logische Schlussfolgerungen aus den einzelnen Kreisen wird schnell klar, warum eine Generation so tickt, wie sie tickt.
Betrachten wird dabei zunächst die nachfolgende Abbildung und gehen etwas mehr in die Tiefe.
Mit dem „E“ im EAB-Modell ist die Erziehung gemeint, die besonders zwischen erstem und siebtem Lebensjahr Kinder für ein Leben lang prägt. Wichtige Fragen, die sich hier stellen, sind:
Beim Inner Circle ist von großer Bedeutung, aus welcher Generation die Eltern kommen. Je nachdem, welche Erziehung sie erlebt haben (Inner Circle), durch welche äußeren Einflüsse sie geprägt wurden (Beispiel Wirschaftskrise, Nachkriegszeit, Mauerfall, etc.) und wie sie sich in ihrer Jugendzeit von anderen Generationen abgegrenzt haben, ist entscheidend dafür, wie sie ihre eigenen Kindern erziehen.
Zudem spielt es eine Rolle aus welchem Land, welcher Region Deutschlands und welcher sozialen Schicht die Eltern kommen.
Wir kennen sie alle. Diejenigen Eltern, die ihre Kinder über-behüten. Sie fahren zu ihren Kindern mittags in die Schulmensa, um ihnen dort das Essen klein zu schneiden. Sie wärmen das Speise-Eis in der Mikrowelle auf, damit es nicht so kalt ist. Und sie wärmen die Klobrille an, damit ihr Kind sich keine Erkältung holt.
Früher – erzählte mir meine Mutter, die 40 Jahre lang Lehrerin war – haben die Kinder zuhause Ärger bekommen, wenn sie eine schlechte Note mit nach Hause brachten. Heute rufen die Eltern beim Lehrer an und beschweren sich, dass er ihren Kindern eine schlechte Note gegeben hat.
Und nach der Schulzeit sieht es nicht besser aus.
Helikopter Eltern schreiben nämlich die Bewerbung für ihr Kind, geben sie dann selbst beim Unternehmen ab und manchmal gehen sie auch gleich mit ins Vorstellungsgespräch. Da sitzen dann also oft Mutter (oder Vater) und Kind – manchmal läuft noch der mitgebrachte Hund unter dem Tisch rum.
In meiner Zeit als Führungskraft habe ich oft zwei Bewertungsformulare mit in die Vorstellungsgespräche genommen. Eines für den Bewerber und eines für die Mutter oder den Vater. Manchmal waren die Eltern einfach besser – zum Beispiel dann, wenn sie die perfekte Antwort zu den Stärken und Schwächen ihres Kindes gaben – und ich entschied mich lieber die Eltern einstellen zu wollen als deren Kind.
Meistens finden wir Helikopter Eltern bei Einzelkindern. Aber nicht immer. Die Konsumgüterindustrie und Digitalisierung erlaubt es uns mit wenig Geld- und Zeitaufwand unsere Kinder auf Schritt und Tritt zu verfolgen. Wir können ganz einfach ihren Standort checken und ihnen zu jederzeit per Whats App schreiben (und wehe das Kind antwortet nicht sofort nachdem die zwei blauen Hacken sichtbar werden).
Eltern wollen ihrem Kind alles geben, was ihnen selbst in der Kindheit unter Umständen gefehlt hat. Sie wollen „nur das Beste“ für ihr Kind und merken dabei nicht, dass sie diesem eher schaden, in dem allen möglichen Herausforderungen zuvor kommen und bereits eine Lösung präsentieren, bevor das Kind überhaupt auf die Idee kommt selbst nachzudenken.
Kommen diese Kinder dann in die Ausbildung oder beginnen eine Arbeit, beschweren sich Führungskräfte über „unqualifizierte“, „nicht ausbildungsfähige“ junge Menschen, die sie vor sich haben.
Es gibt aber zwei Seiten der Medaille. Durch die veränderte Erziehung ändert sich auch das Mitspracherecht der Kinder, ab dem Zeitpunkt, ab dem sie sprechen können.
Erinnern Sie sich mal an Ihre Kindheit zurück: Hatten Sie beim allem, was in der Familie diskutiert wurde ein Mitspracherecht? Oder war dafür weder Zeit, noch Geld, noch Geduld vorhanden? War das System nicht so, dass die Eltern (meistens der Vater) etwas entschieden und danach hatten sich alle zu richten. Ohne wenn und aber?!
Vielleicht war es so oder so ähnlich. Heute ist das anders. Kinder entscheiden mit den Eltern gemeinsam, was es zum Abendessen gibt, welches Handy sie als nächstes bekommen oder wohin die Familie in den Urlaub fährt. Kommen sie dann in die Ausbildung oder nach dem Studium in die Arbeitswelt kennen sie es nicht anders als von Beginn an mitzuentscheiden. Sie fragen sich: Warum sollte ich drei Jahre den Mund halten und nur zuhören?
Und genau dieser Punkt führt zu den Herausforderungen, die wir heute haben. Laut verschiedener Studien denken bereits 15-20 % der Auszubildenden bereits am ersten Tag ihrer Ausbildung über eine Kündigung nach. Sie kommen mit einem Ausbildungssystem von „früher“ nicht zurecht – und wollen es auch gar nicht. Zudem warten da draußen so viele andere tolle berufliche Angebote, die auf junge Menschen warten. War das früher auch so? Nein – und deshalb ist eine objektive Sicht auf das Thema Helikopter-Eltern wichtiger als es im ersten Moment scheint.
Laut einem Artikel der Zeitschrift „Stern“ gibt eine Helikoptererziehung den Kindern eine bessere Chance auf Erfolg im Leben. Funktioniert die Helikopter-Erziehung doch, wenn es um die Zukunftschancen der Kinder geht? Das fragten sich Dr. Matthias Doepke, Professor für Wirtschaftswissenschaften, und Dr. Fabrizio Zilibotti von der Yale University.
Sie untersuchten dabei die Leistungstests von 15-jährigen. Sie kommen zu dem Ergebnis, dass es besser sei als Elternteil nicht diktatorisch bei der Erziehung vorzugehen, sondern die Kinder versuchen zu überzeugen. Ausgeprägt sei dies vor allem in Ländern, in denen eine große Ungleichheit in der Gesellschaft herrscht. Denn nur dann können die Kinder schneller „abstürzen“, was Eltern besorgt. In Ländern mit wenig Ungleichheit sei dies weniger der Fall.
Einen kurze und humorvolle Zusammenfassung über Helikopter-Eltern finden Sie auch als Podcast und Video bei meinem Kanal „Generation-Z-Talk“. Als Elternteil und Personaler durfte ich hier in den letzten Jahren das ein oder andere erleben und berichte darüber.
Sie finden die Folge nachfolgend als Link direkt zu Youtube oder auch als Podcast bei Spotify zum Hören.
Externe Einflüsse, also die Dinge die alle Generationen zwar gleichermaßen wahrnehmen, aber besonders die Generation Z zwischen derer siebten und 18. Lebensjahr besonders wahrnehmen.
Sicherlich haben Sie die seit Jahren aufkommenden Berichte über Klimaveränderung und Umweltzerstörung mitbekommen. Aber Sie können es filtern, bewerten und die direkte Gefahr abschätzen – zumindest glauben Sie das als erwachsener Mensch.
Kinder und Jugendliche haben diese Filter noch nicht oder nur teilweise. Sie nehmen die Dinge als große Gefahr wahr, die über Bilder, Videos und Audio meist direkt vom Smartphone auf sie einströmen. Die Beurteilung ist also oft eine ganz andere. Vielleicht einer der Gründe, warum Millionen von jungen Menschen für Fridays for Future auf die Straße gehen, während Erwachsene das nicht – oder nur selten – für dieses Thema tun.
Wenn deshalb von Erwachsenen dieses Thema nicht gleichberechtigt behandelt wird oder der Austausch mit jungen Menschen gesucht wird, fühlen sich diese nicht wahrgenommen und missverstanden.
Die Gesundheitskrise 2020 bis 2022. Erwachsene trifft diese genauso wie Kinder und Jugendliche. Als Erwachsener können Sie die Dinge aber besser einordnen, sich im Home Office einrichten und Gefahr und Chance abwägen. Z-ler im Kindes- oder Jugendalter wissen oft nicht, wie sie sich verhalten sollen oder welche Gefahr auf sie zukommt. Ihr Organismus ist erst in der Entwicklungsphase. Vielleicht ist das eine Erklärung für die aktuell höchsten psychischen Erkrankungszahlen, die bei Kindern und Jugendlichen je gemessen wurden.
Die „Black Box“. Ich nenne diesen Zwischenraum deshalb so, weil er nicht sichtbar ist für Erwachsene. Wir finden dort Dinge, die junge Menschen anders wahrnehmen, ohne dass wir es erkennen oder wir junge Menschen in der Kommunikation oft gar nicht mehr verstehen.
Viele Führungskräfte kamen in den letzten Jahren mit folgender Bitte auf mich zu: Herr Behm, wir haben ein Problem. Wir verstehen nicht, was junge Menschen heutzutage von uns als Unternehmen erwarten. Und die, die wir als Mitarbeiter gewinnen fühlen sich in altersgemischten Teams meist unwohl, während ebenfalls Mitarbeiter aus der Generation Babyboomer und X ihrerseits Probleme in der Kommunikation mit Z bemängeln. Es ist ein Desaster!“
Wir haben also in dieser Blackbox eine unbekannte Größe von Erwartungen, Anforderungen, Wünschen, die zusätzlich noch mit einer anderen Art der Kommunikation eine Art verschlüsselte Botschaft ergibt, mit der sich viele Unternehmen schwer tun. Ich behaupte, dass diese sich sogar enorm von den Herausforderungen vorheriger Generationen unterscheidet. Warum? Weil Z es sich leisten kann, nicht nur anders zu denken sondern auch radikal andere Dinge einzufordern. Der Grund liegt hauptsächlich in der Anzahl der in den einzelnen Generationen geborenen Menschen, die dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen.
Hatten wir bis vor ein paar Jahren noch ca. 20 Millionen Babyboomer im Arbeitsmarkt, so werden diese aktuell durch lediglich ca. 10 Millionen Z-ler abgelöst. Eine Rechnung, die nicht aufgehen kann. Und Z weiß das. Sie erlauben sich also Anforderungen nicht nur als Wunsch zu äußern, sondern diesen auch einzufordern.
Sicher hat es noch keiner Generation Spaß gemacht in der Ausbildung drei Jahre den Mund zu halten. Aber „Z“ wird sich das nicht gefallen lassen und einfach das Unternehmen wechseln. Ob uns das gefällt oder nicht. Leider bringt es jetzt auch nichts auf diese Generation einfach zu verzichten.
Wenn Sie als Unternehmen, Abteilung, Team weiter erfolgreich sein wollen, müssen Sie sich mit der Generation Z befassen. Mit dem, was sie wirklich wollen, um dann ins Gespräch zu gehen und mindestens eine Lösung zu finden, die für alle Beteiligten passt. Denn wer nicht mindestens mit Z ins Gespräch geht, wird es morgen schon bereuen. Denn auch diese Generation wird erwachsen werden. Und zwar schneller als wir „Instagram“ oder „TikTok“ sagen können.
Aus den genannten Umständen und Gegebenheiten entwickeln junge Menschen auch ihre eigene Sprache. Wir Erwachsenen nennen es oft „Slang“ oder „Jugendslang“, was nichts anderes bedeutet als „Umgangssprache“. Sie gehen unter sich auf ihre eigene Art miteinander um. Mal mehr, mal weniger grob, meist grammatikalisch nicht korrekt und oft mit Begriffen, die entweder erfunden oder aus verschiedenen Wörtern der englischen und deutschen Sprache kriert werden.
Lesen Sie zum Thema „Jugendsprache der Generation Babyboomer, X, Y und Z“ gerne unter folgendem Link auf meiner Webseite mehr und erfahren Sie, was „Babo“, „Napflixen“ oder „keck“ bedeutet.
Lassen Sie uns in Kontakt bleiben. Ich freue mich, wenn wir uns bei einem meiner öffentlichen Vorträge kennen lernen oder Sie noch mehr über die Generation Z aus meinem Buch erfahren möchten.